Edupreneurship für die Schulen: „Die Ökonomie ist in pädagogischen Fragen besser als ihr Ruf.“
28. August 2018Stefan Brauckmann, Professor für Qualitätsentwicklung und Qualitätssicherung im Bildungsbereich, wirft in einem aktuell publizierten Artikel Fragen zur Umsetzung des New-Public-Management-Modells im Schulwesen auf. Schulleiterinnen und Schulleiter müssten demnach stärker im Sinne von „Edupreneurship“ handeln, um den Herausforderungen der Gegenwart gerecht zu werden.
„Das eine kann man doch nicht mit dem anderen vergleichen. Wirtschaft und Bildung sind zwei völlig verschiedene Bereiche“, bekommt der Bildungsforscher Stefan Brauckmann (Institut für Unterrichts- und Schulentwicklung) wiederholt zu hören. „Hängt von der Fragestellung ab“, gibt er dann gerne zurück. Für ihn ergibt eine Analyse der aktuellen Herausforderungen und Zielstellungen, vor denen Schulen stehen, ganz klar: „Der unternehmerische Aspekt wird für die organisatorische Gestaltung von Schulen immer bedeutsamer.“
Besonders Schulleiterinnen und Schulleiter, also die ManagerInnen von Schulen bzw. zukünftig ganzen Schulclustern, wären demnach gefordert umzudenken: „Schulen brauchen strategische Partner auf vielen Ebenen. Das, was in der Betriebswirtschaft als environmental scanning bezeichnet wird, könnten auch Schulen betreiben: Sie könnten beispielsweise unter den Eltern der Schülerinnen und Schüler erheben, welche Expertisen vorhanden sind und eingebracht werden könnten. Eltern könnten somit – verstanden als stakeholder – zu den Ressourcen einer Schule beitragen.“
Ein anderes Feld betrifft die zunehmend professionalisierte Außendarstellung, die immer stärker dem Marketing gleicht: „Heute reicht es für Schulen nicht mehr, nur noch präsent zu sein. In vielen Sparten herrscht bereits ein Wettbewerb um die Schülerinnen und Schüler. Eltern verstehen sich heute vielfach schon als Klientel und treffen ihre Schulwahl auf Basis verfügbarer individualisierter Lernangebote.“ In eine ähnliche Kerbe schlägt auch die zunehmende Notwendigkeit professionellen Beschwerdemanagements im Schulbetrieb. Stefan Brauckmann, der hier bereits mit einem Experten im Bereich Dienstleistungsmanagement zusammenarbeitet, führt dazu aus: „Verstehen sich Eltern als Kundinnen und Kunden von Schulen, tragen sie auch ihre Beschwerden an die Schulen heran und erwarten sich eine professionelle Bearbeitung ihrer Anliegen. Letztlich gelangen all diese kritischen Rückmeldungen oftmals ungefiltert an die Schulleitung, die derzeit noch wenig Handwerkszeug hat, um damit gut umzugehen.“
Damit Schulen in Zukunft so etwas wie ein umfassendes Qualitätsmanagement betreiben können, braucht es entsprechende Führungspersönlichkeiten an der Spitze dieser Institutionen. Dazu gehören laut Brauckmann auch entsprechende unternehmerische Einstellungen von Schulleitungen, die er gemeinsam mit dem zypriotischen Bildungsforscher Petros Pashiardis (Open University of Cyprus, Nicosia) unter dem Begriff der „Edupreneurship“ zusammenfasst. Viele SchulleiterInnen haben Grundprinzipien davon schon in ihr professionelles Handeln integriert, bei anderen haben die Prozesse zur Neubewertung ihrer Aufgaben begonnen. Die pädagogische Führung würde dabei weiterhin im Zentrum stehen, aber, so Brauckmann: „Die Ökonomie ist in pädagogischen Fragen besser als ihr Ruf.“
Pashiardis, P. & Brauckmann, S. (2018). New Public Management in Education: A Call for the Edupreneurial Leader? Leadership and Policy in Schools. DOI: 10.1080/15700763.2018.1475575.
Rückfragehinweis:
Univ.-Prof. Dr. Stefan Brauckmann
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